Es ist eine echte Herausforderung, eine karnevalistische Massenveranstaltung zu überleben, wenn man, wie Helga, eine Bazillen-Phobie sowie eine ausgeprägte Abneigung gegen Staub und Gerüche hat.

Aber: Es hilft bei der Kostümwahl. Die gelben Gummihandschuhe zum roten Ganzkörper-Anzug schützen vor ungewollten Berührungen mit ihren Ützchen-Kolleginnen, für Helga allesamt potenzielle VirenträgerInnen. Die Fliegermütze macht aus der empfindlichen Kopfpartie eine vakuumverpackte Sicherheitszone. Auch die Requisiten sind zwingend: Mehrere Dosen mit Duftspray und Desinfektionsmitteln müssen ebenso dabei sein wie das obligatorische Wischtuch, und auch der Toilettenduft-Halter macht sich gut als Brosche am Revers.

Im Grunde ihres Jeckinnen-Herzens aber wünscht sich Helga nichts sehnlicher, als sich ihre Gummihandschuhe vom Leib zu reißen und ihren Schutzschild aus Sprühnebel einmal zu durchbrechen. Das ist schwierig, denn zu große Ausgelassenheit – zum Beispiel die ihrer Mitjeckinnen – ist der Liebhaberin festgefügter Strukturen zutiefst suspekt.

Dennoch: In seltenen Momenten kommt es zu einer emotionalen Implosion, der Helga durch das ekstatische Versprühen von Lavendelduft Ausdruck verleiht. Der Höhepunkt einer jeden Schnittchensitzung.

(Text: Chantal Louis)

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